„Von einer riesigen Last befreit“ fühlte sich vor kurzem eine neue Kundin nach unserem ersten Treffen.
Als relativ neue Besitzerin eines noch 2-jährigen Tinkers stand sie wie die meisten, die ein Jungpferd ihr Eigen nennen dürfen, vor dem Problem, dass das Pferd vieles noch nicht kann. Eigentlich ein ganz normaler Zustand würde ich mal sagen.
Alles, was wir von unseren Pferden erwarten oder als selbstverständlich erachten, dürfen diese erst einmal lernen. Sich von einem Menschen führen oder anbinden zu lassen beispielsweise. Diese und weitere Punkte der Zusammenarbeit kommen im ursprünglichen Leben eines Pferdes einfach nicht vor. Instinktiv würde das Fluchttier sogar genau das Gegenteil dessen tun, was wir von ihm wollen. Denn wer festgebunden ist, hat wenig Chancen einem potenziellen Angreifer zu entkommen. Und der Zug am Strick nach vorne beim Führen würde das Pferd eher dazu veranlassen, „in diesen Druck hinein“ zu gehen, also in entgegengesetzte Richtung, sprich nach hinten zu ziehen. Merke: Die Pferde reagieren nicht gegen unsere Wünsche, weil sie uns ärgern wollen, sondern weil sie sich gemäß ihrer Natur verhalten.
Zum Glück gibt es aber einen Weg, der es den Pferden möglich macht, zu lernen und ihre Aufgaben in der Zusammenarbeit mit uns Menschen nach und nach zu verstehen: Positive Verstärkung. Hierbei bringen wir den Pferden durch ein Lob im passenden Moment bei, welche Reaktionen wir auf die gestellten Aufgaben von ihnen möchten.
So kann zum Beispiel das junge Pferd lernen, sich willig führen zu lassen, und das mit feinen Hilfen und wenig Druck.
Viel Druck empfinden aber auch die Pferdebesitzer, denen gesagt wird: „Das muss der aber können in dem Alter“ oder „Du musst dem mal zeigen wo’s langgeht“, zumal die Besitzer selbst vielleicht gar nicht mit dieser unnötigen Härte vorgehen möchten.
Aus eigener Erfahrung kann ich darum stets vermitteln, dass es auch anders geht, wie oben beschrieben: Strukturiert mit viel Ruhe und Geduld dem Pferd ermöglichen, seine Aufgaben zu verstehen.
Darum freue ich mich sehr, mit meiner neuen Kundin, ihr einen für sie gangbaren Weg eröffnet zu haben und dass ich ihr den Druck nehmen konnte, den die Erwartungen anderer erzeugt haben.