Da Islandpferde Spätentwickler sind, reite ich sie grundsätzlich erst ab 5 Jahren ein. Wenn das junge Pferd zu früh mit Gewicht belastet wird, sind gesundheitliche Folgeschäden nicht auszuschließen. Nichtsdestotrotz kann man schon früher mit Bodenarbeit oder Longieren beginnen, sofern die geistige Entwicklung des Tieres dies zulässt und es sich bereits genügend auf die Mitarbeit konzentrieren kann.
Zunächst steht für mich neben der Grunderziehung eine Basis der Vertrauensbildung im Vordergrund. Darauf aufbauend kann man stufenweise mit der Grundausbildung beginnen. Dies beinhaltet neben der Bodenarbeit das Longieren sowie die Arbeit an der Doppellonge. Zu gegebener Zeit wird das junge Pferd an Sattel und Trense gewöhnt. Es lernt mit dem Menschen zusammen zu arbeiten und soll zunächst die für das Reiten nötige Muskulatur aufbauen. Nach dem ersten Aufsitzen kann die eigentliche Ausbildung unter dem Sattel beginnen. Gerade zu Beginn ist es wichtig, das bislang noch ungewohnte Reitergewicht möglichst niedrig zu halten.
Da Islandpferde aufgrund ihrer Gangverteilung dazu neigen, sich eher fest zu machen, wenn sie z.B. zu früh zu weit oben an den Zügel gestellt werden, beginne ich grundsätzlich immer damit, ihnen zunächst das lockere Laufen unter dem Reiter beizubringen, damit sie die für ihr weiteres Reitpferdeleben wichtige Losgelassenheit erreichen können. Durch die Streckung des Halses beim Vorwärts-Abwärts-Reiten kann das Pferd eine entspannte Dehnungshaltung einnehmen und die hierdurch korrekt arbeitende Rückenmuskulatur wird in ihrer Tragfähigkeit geschult. Dies ist einerseits die Grundlage für die Gesunderhaltung des Pferderückens und andererseits auch für raumgreifende Bewegungen sowie einen harmonischen Bewegungsablauf entscheidend.
Zunächst lernen die Pferde auf dem Reitplatz und später auch im Gelände auf Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfe in gewünschter Art und Weise zu reagieren. Wenn die Pferde locker vorwärts abwärts gehen, beschleunigt und durchpariert werden können und sich gut abwenden lassen, ist die erste Phase der reiterlichen Ausbildung abgeschlossen.
Nun liegt es im Ermessen des Besitzers wie die weitere Ausbildung des Pferdes vonstattengehen soll und hängt vor allem vom jeweiligen Pferd ab, das in den vergangenen Wochen extrem viel gelernt hat. Es spricht nichts dagegen, wenn man seinem Tier nun eine (aktive) Pause gönnt, wobei man das Gelernte auf Ausritten oder auch auf dem Reitplatz durchaus festigen und die Muskulatur weiter aufbauen kann.
Daran kann sich dann z.B. eine dressurmäßige Ausbildung anschließen, das Pferd kann eingetöltet oder je nach Wunsch des Besitzers weiter gearbeitet werden. Weil sich aber nicht jedes Pferd für alle Disziplinen eignet (ein Dreigänger wird beispielsweise nie tölten können), nehme ich gegebenenfalls umgehend Kontakt mit dem Besitzer auf, wenn ein angestrebtes Ziel ganz offensichtlich nicht erreicht werden kann, damit diesem keine unnötigen Kosten entstehen.
Auch beim Anreiten gilt für mich wie bei jeglicher Arbeit mit den Pferden, dass es gefühlvoll, pferdegerecht und stressfrei erfolgt und das Tier Freude an der Arbeit mit dem Menschen hat sowie das nötige Vertrauen behält oder entwickelt. Ich setze deswegen grundsätzlich weder Ausbindezügel noch Sporen ein. Es hat sich bewährt, dass man mit Pferden, die mit Geduld jederzeit freundlich, aber konsequent erzogen und ausgebildet wurden, nachhaltige Ergebnisse erzielt. Um physische und psychische Schäden zu vermeiden, bekommt jedes Pferd genau die Zeit, die es braucht. Über allem steht der Grundsatz einer harmonischen Partnerschaft zwischen Pferd und Mensch!